Die Zukunft der Holzkraftwerke

Im Jahr 2002 verabschiedete der Österreichische Nationalrat das erste Ökostromgesetz. Um einen stärkeren Ausbau der erneuerbaren Energien zu erreichen, wurde damals, wie vielerorts in Europa, auf ein Fördersystem mit fixen Einspeisetarifen gesetzt. Seitdem hat sich viel getan.

Als das ÖSG 2002 veröffentlicht wurde herrschte in der Politik ein eindeutiges Interesse an der Forcierung der erneuerbaren Energien. Im Zuge der anwachsenden Diskussion um den Klimawandel wurde die Energiewende als probates Mittel zur Erreichung der Kyoto-Ziele und später des 2-Grad-Ziels der Klimarahmenkonvetion gesehen. In Folge der damals beschlossenen Regelung kam es zu einem deutlichen Ausbau der erneuerbaren Energien und damit auch der Holzkraftwerke zur Stromerzeugung. Ein weiterer postivier Nebeneffekt war ein deutlicher Fortschritt in Forschung und Entwicklung. Österreich wurde zum technischen Vorreiter auf dem Gebiet der Bioenergie.

Obwohl das ÖSG 2002 mehrfach novelliert wurde, ist die Zukunft vor allem älterer Holzkraftwerke heute nicht eindeutig geklärt. Das Ökostromgesetz sieht in seiner aktuell gültigen Form fixe Einspeisetarife für eine Laufzeit bis zu 15 Jahren vor. Das bedeutet, dass Anlagen, die kurz nach der Verabschiedung des ersten Gesetzes errichtet wurden, heute nicht mehr in der Tarifregelung vertreten sind. Von den bestehenden Anlagen wird ein großer Teil 2019/2020 aus der Regelung herausfallen. Läuft die aktuelle Regelung aus, ohne dass ein Nachfolgesystem definiert wird, hätte dies fatale Folgen für die Holzkraftwerke, die Ökostromproduktion und die österreichische Forschung und Wirtschaft. Ein neues Ökostromgesetz ist daher für die Holzkraftwerke und in der Folge die Versorgung Österreichs mit erneuerbarem Strom und nachhaltiger Wärme dringend notwendig.

Die endgültigen Inhalte eines solchen Gesetzes sind zu diskutieren. Wichtig ist, dass ein Ökostromgesetz für alle Anlagentypen zu entwickeln. Dazu müssen die Argument möglichst aller Betroffenen (Anlagenbetreiber, Technologieunternehmen, Unternehmen der Vorkette) gehört werden. Es muss das Ziel sein, die heute bestehenden Holzkraftwerke bis zum Ende ihrer technischen Lebensdauer zu erhalten und keine Vermögenswerte zu vernichten. Gleichzeitig muss auch der Ausbau der Neuanlagen gesichert sein. Es braucht Anreize für Modernisierungen und Effizienzsteigerungen von Altanlagen, um das Potential des bestehenden Anlagenparks zu erhöhen. Um die Energiewende zu schaffen und Österreich weiter eine Vorreiterrolle im Bereich der erneuerbaren Energien und vor allem der Bioenergie zu sichern, braucht es effiziente und zukunftsfähige neue Regelungen. Denn wer Ökostrom abdreht, dreht Atomstrom auf!

 

Liebe Grüße von Ihrer IG Holzkraft!

 

 

 

Dieses Thema wird in größerer Ausführlichkeit im Beitrag „Anforderungen an ein künftiges Ökostromregime“ von Mag. Hans-Christian Kirchmeier und Dr. Eva Höllbacher im Tagungsband des 20. Österreichischen Biomassetags behandelt. Den Tagungsband finden Sie hier zum Download.

Ein neuer Stil für erneuerbare Energien

Der letzte Abschnitt des Regierungsprogramms 2017-2022 der ÖVP-FPÖ-Koalition ist dem Bereich Standort und Nachhaltigkeit zugeordnet und behandelt das Thema Energie. Auf sechs Seiten werden die Pläne der Regierung für Österreichs zukünftiges Energiesystem erläutert. Eine weitere Neuigkeit gibt es noch: Die Energieagenden wandern ins Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus.

Seit dem 18.12.2017 ist Elisabeth Köstinger verantwortlich für das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, ehemals Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft. Das Ressort erfährt gemeinsam mit der Namensänderung auch eine inhaltliche Neuausrichtung. Zukünftig laufen hier die Zuständigkeiten für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt, Wasserwirtschaft, Tourismus und Energie zusammen. Diese engere Verzahnung von Land- und Forstwirtschaft mit der Energieerzeugung eröffnet neue Möglichkeiten für die Energiewende und die Holzkraftwerke im Speziellen. Doch wie sieht die Zielsetzung der neuen Bundesregierung im Detail aus?

Sechs Seiten widmen die Koalitionspartner ÖVP und FPÖ dem Thema Energie in ihrem Regierungsprogramm. Sechs Seiten in denen ein großer Fokus auf die Energieversorgung und die Wende hin zu erneuerbarer Energie gelegt wird. Dabei finden neben dem Umwelt- und Klimaschutz auch wirtschaftliche Überlegungen Berücksichtigung. Das Regierungsprogramm sieht in erneuerbaren Energien einen wichtigen Impulsgeber für die österreichische Wirtschaft. Stabile gesetzliche Rahmenbedingungen sollen Planungssicherheit für Investitionen bringen und den Anteil erneuerbarer Energien bei größerer Kosteneffizienz steigern. Den Anforderungen der Europäischen Union soll durch eine Evaluierung und Anpassung der Ökostromförderung Rechnung getragen werden. Bei zukünftigen Förderungen liegt der Fokus auf Marktprämien und Investitionsförderungen unter Einbeziehung von Ausschreibungsmodellen. Dies soll unter anderem durch eine Reform des Ökostromgesetzes erreicht werden. Geplant ist ein Österreichisches Energiegesetz neu. Die Gesetzgebungskompetenz im Bereich Energie soll zukünftig stärker beim Bund liegen. Damit sollen uneinheitliche Regelungen in den Bundesländern vermieden und eine Klima- und Energieförderung aus einem Guss geschaffen werden.

Die Koalitionspartner setzen sich das Ziel dauerhaft eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten und Österreich dabei unabhängig von Energieimporten zu machen. Bis 2030 sollen 100% des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt und eine bilanzielle Eigendeckung des Strombedarfs in Österreich erreicht werden. Maßnahmen sollen im Rahmen der Sektorkopplung vor allem in den Bereichen Verkehr und Raumwärme und bei der dezentralen, regionalen Energieversorgung gesetzt werden. Der Ausbau der Biomasse und der vermehrte Einsatz von Mikro-KWK-Anlagen wird als potentielle Maßnahme im Wärmebereich festgehalten.

Österreichs umfassendes und international beachtetes Know-How im Bereich der erneuerbaren Energien soll stärker forciert, genutzt und sichtbar gemacht werden. Da für den internationalen Erfolg ein starker und wettbewerbsfähiger Heimmarkt unverzichtbar ist, soll dieser für österreichische Technologieunternehmen gesichert werden.  Ziel der Regierungsparteien ist es, während der EU-Ratspräsidentschaft Österreich als Energieinnovationsland zu positionieren und langfristig Österreich zu einem internationalen Vorbild bei der integrierten Umsetzung wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Ziele zu machen.

Das Regierungsprogramm zeigt, dass die Koalitionspartner der Versorgung Österreichs mit erneuerbarer Energie durchaus große Bedeutung beimessen. Um die festgelegten Ziele zu erreichen, braucht es die Holzkraftwerke sowohl als Lieferant für Grundlast und Regelstrom, aber auch als wichtigen Wärmeversorger. Besonders die geplanten Maßnahmen im Wärmebereich, können den Biomasse-KWK-Anlagen zu Gute kommen. Aber auch das Bekenntnis zu einem starken Heimmarkt für österreichische Technologieunternehmen ist ein Pluspunkt. Der Schwerpunkt der österreichischen Unternehmen liegt auf der Strom- und Wärmeerzeugung aus Biomasse. Nur der langfristige Erhalt und Ausbau der Holzkraftwerke in Österreich stabilisiert den Heimmarkt und macht internationale Erfolge möglich.

Nach der Regierungsklausur in Seggau Anfang Jänner wurde verkündet, dass bis Ende März eine integrative Klima- und Energiestrategie entwickelt werden soll. Dieses Ziel ist auch im Regierungsprogramm festgeschrieben, aber nicht mit einer so konkreten Frist versehen. Die Erfüllung dieses Meilensteins wäre ein wichtiges Signal. Eine integrative Klima- und Energiestrategie ist das relevante Instrument zur Erreichung der durchaus ambitionierten Ziele der neuen Bundesregierung und kann den Weg zur Energiewende und zum Klimaschutz vorgeben, der im Regierungsprogramm selbst nicht eindeutig festgelegt ist. Die IG Holzkraft begrüßt die Initiative der Regierung, denn rasches Handeln ist dringend notwendig, wenn Österreich in Zukunft seine Stromversorgung eigenständig und nachhaltig sichern will. Denn auch hier gilt: Wer Ökostrom abdreht, dreht Atomstrom auf!

 

Liebe Grüße von Ihrer IG Holzkraft!