Sektorkopplung auf allen Ebenen
Holzkraftwerke sind ein Musterbeispiel der Sektorkopplung. Aber dabei geht es nicht nur um Strom und Wärme. Die positiven Eigenschaften der Holzkraftwerke reichen weiter, als man denkt.
2 Milliarden kWh Ökostrom haben die österreichischen Holzkraftwerke im Jahr 2017 ins Netz eingespeist. Das sind rund 20% der gesamten Ökostromproduktion. 600.000 Haushalte könnnen österreichweit mit diesem Strom versorgt werden.
Im Durchschnitt erreichen Holzkraftwerke heute 6.500 Volllaststunden pro Jahr. Ein Drittel der Anlagen schafft 8.200 Volllaststunden. Der niedrigere Durschnittswert bei den Volllaststunden ergibt sich aus der wärmegeführten Produktion in vielen Kraftwerken. Es wird nur dann produziert, wenn auch Wärme nachgefragt wird. Gerade bei der Versorgung von Fernwärmenetzen ist der Bedarf im Sommer deutlich niedriger als im Winter, eine Lastreduktion lohnt sich also. Versorgt eine Anlage hingegen einen Industriebetrieb mit Prozesswärme kann der Bedarf das ganze Jahr durch gleich hoch sein.
Die Wärmeproduktion ist ein wichtiges Thema für die Holzkraftwerke. Bei Holzkraftwerken handelt es sich in der Regel um Kraft-Wärme-Kopplungs(KWK)-Anlagen. Das bedeutet, in diesen Anlagen wird gleichzeitig Strom und Wärme produziert, ein Musterbeispiel der Sektorkopplung wie sie in der #mission2030 von der Bundesregierung gefordert wird. 2017 produzierten die Holzkraftwerke 3,7 Mrd. kWh erneuerbare Wärme, das sind 34 % der erneuerbaren Fernwärme und 15 % der gesamten Fernwärmeproduktion in Österreich. Der Beitrag der Holzkraftwerke zur Wärmeversorgung ist bedeutend, denn bereits mehr als ein Viertel aller österreichischen Haushalte heizen mit Fernwärme, Tendenz steigend.
Spricht man heute von Sektorkopplung im Energiebereich, denkt man zunächst an die Kopplung der Strom- und Wärmeproduktion oder die Nutzung elektrischer Energie im Verkehrssektor. Die Holzkraftwerke heben die Sektorkopplung jedoch auf eine weitere Ebene. Sie sind ein wichtiger Partner der Forstwirtschaft und tragen wesentlich zur Schadholzaufarbeitung und zur Holzmobilisierung bei. Holzkraftwerke kaufen minderwertige Holzqualitäten und Holzarten, die ansonsten keinen Käufer finden. Dadurch erhalten diese Sortimente einen Preis, ihre Nutzung wird attraktiv. Das ist besonders wichtig, wenn es sich um Schadholz handelt. Denn zur Vermeidung von Borkenkäferkalamitäten sind Waldpflegemaßnahmen unumgänglich. Durch die Abhame von niederwertigen Holzsortimente und Schadholz leisten die Holzkraftwerke einen wesentlichen finanziellen Beitrag zur Verbesserung der Waldhygiene. Heute werden bereits 40 % des gesamten Waldhackguts in Österreich von Holzkraftwerken abgenommen. Ohne die Nachfrage der Holzkraftwerke käme es zu einem Abfall der Waldhackgutpreise mit negativen Auswirkungen auf alle Holzsortimente.
Das Beispiel der Holzkraftwerke zeigt: Sektorkopplung geht weiter als man im erster Augenblick vielleicht denkt. Und darum gilt:
Wer Ökostrom abdreht, dreht nicht nur Atomstrom auf, sondern gefährdet auch die Wärmeversorgung und die Waldhygiene!
Liebe Grüße von Ihrer IG Holzkraft!